Erhöhte TSH-Werte: Eine Datenbankstudie über das Vorgehen von Allgemeinmedizinern
Elevated TSH Levels: A Database Study of General Practitioners’ Course of Action
Jäger L, Burgstalller JM, Zechmann S, Senn O, Rosemann T, Markun S
Endocrine Practice 30 (2024 187-193
Hintergrund:
Es sollte untersucht werden, wie Allgemeinmediziner nach der Feststellung eines erhöhten TSH-Spiegels (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) vorgehen, ob sie einen erneuten Test durchführen, direkt Levothyroxin substituieren oder keines von beidem.
Methoden:
Wir haben eine retrospektive Studie an Erwachsenen ohne vorherige Anzeichen einer Schilddrüsenerkrankung und mit einem ersten Nachweis erhöhter TSH-Werte zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 31. Dezember 2020 durchgeführt, wobei wir Daten aus elektronischen Krankenakten einer Schweizer Primärversorgungsdatenbank verwendeten. Wir ermittelten das Auftreten von entweder wiederholten TSH-Tests oder der direkten Verabreichung von Levothyroxin in der Primärversorgung während der 12-monatigen Nachbeobachtungszeit und ermittelten Zusammenhänge mit demografischen und klinischen Faktoren.
Ergebnisse:
Von den 1'591 eingeschlossenen Patienten (mittleres Alter 65 Jahre, 64,4 % weiblich, mittlerer TSH-Wert 5,7 mIU/L) erhielten 34,3 % einen erneuten TSH-Test und 12,4 % eine direkte Levothyroxin-Substitution in der Primärversorgung während der Nachbeobachtung. Wiederholte TSH-Tests zeigten die stärkste Assoziation mit offener Hypothyreose und waren häufiger bei Patienten mit hoher Inanspruchnahme der Primärversorgung und bei Patienten im Alter von 40-64 Jahren im Vergleich zu Patienten im Alter von <40 Jahren. Eine direkte Einleitung von Levothyroxin war wahrscheinlicher bei TSH-Werten >7 mIU/L, bei übermässiger Hypothyreose, bei weiblichen Patienten und in nichtstädtischen Praxen.
Schlussfolgerung:
Während der Grad der Schilddrüsenfunktionsstörung der Hauptfaktor für die Nachsorge war, haben wir erhebliche Lücken in der primärärztlichen Überwachung erhöhter TSH-Werte bei jungen Patienten und bei Patienten, die nur selten konsultiert werden, festgestellt. Wir stellten auch eine potenzielle Überbehandlung von Frauen und Patienten in nicht-städtischen Gebieten fest. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer Standardisierung und Verbreitung von Leitlinien für die Behandlung erhöhter TSH-Werte in der hausärztlichen Versorgung.