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Medikamentenverschreibungen in der Hausarztmedizin

Prescription Rates, Polypharmacy and Prescriber Variability in Swiss General Practice — A Cross-Sectional Database Study

Rachamin Y, Jäger L, Meier R, Grischott T, Senn T, Burgstaller J, Markun S

Front. Pharmacol., 14 February 2022

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Hintergrund:

Die Häufigkeit der Verschreibung von Medikamenten und der Polypharmazie haben in den letzten Jahren zugenommen, auch in der Schweizer Hausarztmedizin. Wir wollten die alters- und geschlechtsspezifische Prävalenz der Polypharmazie und der häufigsten Medikamentenklassen beschreiben und die Variabilität der Verschreibungspraxis zwischen verschiedenen Ärzt*innen untersuchen.

Methoden:

Dies war eine retrospektive Querschnittsstudie basierend auf anonymisierten elektronischen Krankengeschichten von 111’811 erwachsenen Patient*innen von 116 Schweizer Hausärzt*innen im Jahr 2019. Wir verwendeten hierarchische Regressionsmodelle, um den Zusammenhang von Alter und Geschlecht der Patient*innen mit Polypharmazie (≥5 Medikamente) und der Verschreibung bestimmter Medikamentenklassen zu untersuchen, sowie die Variabilität der Verschreibungspraxis zu analysieren.

Ergebnisse:

Die Prävalenz der Polypharmazie stieg von 6,4% bei Patient*innen im Alter von 18-40 Jahren auf 19,7% (41-64 Jahre), 45,3% (65-80 Jahre) und 64,6% (81-92 Jahre) an und war insbesondere bei jüngeren Frauen höher als bei Männern. Die am häufigsten verschriebenen Medikamentenklassen waren entzündungshemmende und antirheumatische Medikamente (verschrieben an 21,6% der Patient*innen), Renin-Angiotensin-Aldosteron-System Hemmer (19,9%), Analgetika (18,7%) und Mittel bei säurebedingten Erkrankungen (insb. Protonenpumpenhemmer,18,3%). Bei Männern wurden häufiger Medikamente verschrieben, die auf das Herz-Kreislauf-System wirken, während die meisten anderen Medikamente häufiger an Frauen verschrieben wurden. Die höchste Verschreibungsvariabilität zwischen verschiedenen Ärzt*innen wurde bei Vitaminen, entzündungshemmenden Medikamenten und Mineralstoffpräparaten beobachtet.

Schlussfolgerung:

Basierend auf der Verschreibungsvariabilität, der Prävalenz und dem Risikopotenzial, scheinen entzündungshemmende Medikamente und Polypharmazie bei älteren Patient*innen die drängendsten Probleme bei der derzeitigen Verschreibungspraxis darzustellen.

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