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Antibiotika Verschreibungen in der Schweizer Hausarztmedizin

Time Trends and Factors Associated with Antibiotic Prescribing in Swiss Primary Care (2008 to 2020)

Martínez N, Di Gangi S, Pichierri G, Neuner-Jehle S, Senn O, Plate A

Antibiotics. 2020;9(11):837

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Hintergrund:

Resistenzen gegenüber Antibiotika sind eine grosse Bedrohung der öffentlichen Gesundheit. Die Mehrheit der Antibiotikaverschreiben findet im ambulanten Sektor, vor allem in der Grundversorgung, statt. Die Überwachung des Antibiotikaverbrauchs ist eine Schlüsselmassnahme zur Eindämmung der zunehmenden Resistenzen, jedoch sind die nationalen Surveillance-Daten in der Schweiz bezüglich der Grundversorgung limitiert. Ziel unserer Studie ist es daher gewesen die Antibiotikaverschreibungen in der Schweizer Grundversorgung zu charakterisieren.

Methoden:

In dieser retrospektiven Beobachtungsstudie wurden mittels elektronischen Patientendossiers (FIRE Datenbank) Antibiotikaverschreibungen in der Schweizer Grundversorgung charakterisiert. Zusätzlich wurden zeitliche Trends und Faktoren, welche sich auf die Antibiotikaverschreibungen auswirken analysiert.

Ergebnisse:

Es konnten insgesamt 206.599 Antibiotikaverschreibungen von 112.378 Patienten analysiert werden. Breitspektrum-Penicilline (36.5%), Fluorchinolone (16.4%) und Makrolide/Lincosamide (13.8%) waren die am häufigsten verschriebenen Antibiotikaklassen. Gemäss der WHO «AWaRe» Klassifikation entfielen 57.9% der Antibiotikaverschreibungen auf die «Core-Access» Gruppe und 41.7% auf die «Watch» Gruppe. Zwischen 2008 und 2020 kam es zu einer Zunahme der Breitspektrum-Penicillin Verschreibungen (54%) und zu einer Abnahme der Fluorchinolone (53%) und Makrolide/Lincosamide (51%) Verschreibungen. Zunehmendes Patientenalter, die Anzahl an Konsultationen und der Beschäftigungsgrad des Arztes/Ärztin waren signifikant mit Antibiotikaverschreibungen assoziiert. In einer Subanalyse bei Patienten, bei denen eine Diagnose für die Antibiotikaverschreibungen vorhanden waren, konnten respiratorische Symptome (52.1%), Harnwegsinfektionen (27.9%) und Hautinfektionen (4.8%) als die häufigsten klinischen Indikationen für eine Antibiotikaverschreibung identifiziert werden.

Schlussfolgerung:

Unsere Studienergebnisse dienen zukünftigen «Antibiotic Stewardship» Interventionen als Grundlage um die Antibiotikaverschreibungen in der Schweizer Grundversorgung gezielt zu verbessern.

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