Veränderungen in der Attraktivität medizinischer Berufe und Karrieredeterminanten während des Bachelorstudiums an den Zürcher Medizinischen Fakultäten
Changes in the attractiveness of medical careers and career determinants during the bachelor's program at Zurich medical schools
Weiss K, Di Gangi S, Inauen M, Senn O, Markun S
BMC Med Educ. 2024
Hintergrund:
Die Beobachtung der Karriereabsichten von Medizinstudenten während ihres Bachelorstudiums könnte dazu beitragen, den Ärztemangel, insbesondere in der Allgemeinmedizin, zu bekämpfen. Ziel dieser Studie war es, die Veränderungen in der Berufsoffenheit und -attraktivität von Medizinstudent*innen sowie die Determinanten der medizinischen Berufswahl während ihres Bachelorstudiums zu untersuchen.
Methoden:
Es handelt sich um eine Querschnittsstudie, an der alle Medizinstudent*innen teilnahmen, die im Herbst 2019 ein Bachelor-Studium in einem der vier verschiedenen Studiengänge in Zürich, Schweiz, begonnen (erste Umfrage) und im Sommer 2022 abgeschlossen hatten (zweite Umfrage). Die Wahrnehmung der Attraktivität und der Determinanten verschiedener medizinischer Karriereoptionen durch die Studierenden wurde mithilfe eines strukturierten Online-Fragebogens bewertet. Die absoluten Veränderungen zwischen den beiden Zeitpunkten wurden in Prozentpunkten insgesamt und nach Ausbildungsrichtung angegeben. Mit Hilfe einer Regressionsanalyse wurde der Zusammenhang zwischen den Merkmalen der Studierenden und den Determinanten der Karriereoptionen mit der Attraktivität der einzelnen Optionen untersucht.
Ergebnisse:
Wir befragten 354 Medizinstudent*innen zu Beginn und 433 am Ende des Bachelorstudiums (Teilnahmequote: 71,1% bzw. 86,9%). Insgesamt sank der Anteil der Student*innen, die allen vorgeschlagenen medizinischen Karriereoptionen offen gegenüberstanden (von 52,8% auf 43,8%, p= 0,004). Die Attraktivität der ambulanten Gynäkologie oder Pädiatrie nahm zu (von 27,4% auf 43,4%, p< 0,001), während die Attraktivität sowohl der allgemeinen als auch der spezialisierten stationären Versorgung abnahm (von 47,8% auf 40,3%, p= 0,05 bzw. von 71,1% auf 61,1%, p= 0,006). Es gab einen Anstieg des Anteils der Student*innen, die Teilzeitarbeit, Autonomie und Beziehungen zu Patient*innen als wichtige Karrieredeterminanten wahrnahmen (von 47,3% auf 64,7%, p< 0,001; von 63,3% auf 77,8%, p< 0,001; von 80,8% auf 89,3%, p= 0,002), während die Bedeutung von Ansehen und Karrieremöglichkeiten abnahm (von 42,6% auf 26,2%, p< 0,001; von 79,2% auf 63,6%, p< 0,001). Die Bedeutung von Teilzeitarbeit und die Beziehungen zu Patient*innen waren positiv mit der Attraktivität der Allgemeinmedizin verbunden.
Schlussfolgerung:
Während des Bachelorstudiums nahm die Attraktivität einer Karriere in der Allgemeinmedizin tendenziell ab, aber die Bedeutung von Teilzeitarbeit, Autonomie und Beziehungen zu Patient*innen als Karrierefaktoren nahm zu. Wenn man den Student*innen hilft zu verstehen, wie diese Faktoren mit der Allgemeinmedizin zusammenhängen, kann dies ihr Interesse an diesem Beruf steigern.